Im Gebiet Benzäcker ist ein rund 20 Hektar großes Gewerbegebiet geplant. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Damit das Gewerbegebiet in Mundelsheim realisiert werden kann, muss der Regionalplan geändert werden. In der Nachbarschaft stößt der Standort auf Kritik.

Die Mundelsheimer haben sich bei einem Bürgerentscheid zwar für die Umsetzung des Gewerbegebiets Benzäcker an der Autobahn entschieden. Umstritten bleibt das Vorhaben im Ort dennoch. Und auch in der Nachbarschaft wird nun Kritik laut. In Marbach monierten Teile des Ausschusses für Umwelt und Technik den Flächenverbrauch, der mit der Bebauung verbunden wäre.

Das Thema ploppte in der Schillerstadt auf, weil beim Verband Region Stuttgart (VRS) die planungsrechtliche Grundlage für das Projekt geschaffen wird. Der Regionalplan muss angepasst werden, die Benzäcker darin als Gewerbeschwerpunkt ausgewiesen werden. Die Kommunen können innerhalb des Verfahrens ihren Standpunkt darlegen. Ein Recht, von dem die Marbach nun Gebrauch machte. Am Ende entschied sich der Ausschuss zwar dafür, keine Anregungen und Bedenken vorzubringen. Es handelte sich aber um einen Mehrheitsbeschluss, der auf wackeligen Beinen stand. Gleich drei Räte votierten gegen die von der Rathausspitze vorgeschlagene, wertungsfreie Position, zwei weitere enthielten sich, fünf Mitglieder goutierten die Stellungnahme.

Bedenken wegen fehlender ÖPNV-Anbindung

Zu den Bedenkenträgern gehörte Jochen Biesinger (CDU). Angesichts des voranschreitenden Flächenverbrauchs im Landkreis müsse man sich fragen, ob es tatsächlich der Weisheit letzter Schluss sei, an Autobahnen auf der grünen Wiese Gewerbeschwerpunkte zu platzieren. Also just dort, wo sonst keinerlei Infrastruktur vorhanden sei und somit auch keine ökologisch verträgliche ÖPNV-Anbindung. Zumal im Gegenzug im Bestand im Industriegebiet an der Ottmarsheimer Höhe Potenzialflächen gestrichen würden. Biesinger erinnerte zudem an das schwere Unwetter und die in den Ort hinabschießenden Wassermassen vom vergangenen Jahr in Mundelsheim. „Da fällt es mir sehr, sehr schwer zu sagen, unsere Belange sind nicht tangiert, weil spätestens kleinklimatisch gesehen Mundelsheim im selben Raum wie Marbach liegt“, erklärte Biesinger.

Jürgen Waser (Grüne) pflichtete ihm bei, wies auf das Beispiel von Abstatt mit der Bosch-Ansiedlung an der Autobahn hin. Das Unternehmen könne im Grunde auch nur mit dem Auto angesteuert werden. „Und es ist auch ein Rieseneingriff in die Natur“, meinte Waser im Hinblick auf die aktuellen Pläne in Mundelsheim. Die Fläche werde versiegelt, das sei klar, will der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz nichts beschönigen. Allerdings lasse man die Bagger „an einer sinnvollen Stelle, fern der Wohnbebauung und nicht irgendwo im tiefsten Hinterland, sondern direkt an der Autobahn“ anrücken. Und selbstverständlich „werden wir alle Regeln der Kunst verwenden, um den Eingriff so gering wie möglich zu halten“. Bis es so weit ist, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Der Rathauschef schätzt, dass die Erschließungsarbeiten für das rund 20 Hektar große Areal im besten Fall in zwei bis vier Jahren beginnen könnten.

Bürgermeister hält den Standort für sinnvoll

Auf dem Weg dahin wurden zuletzt Fortschritte erzielt. Am 3. Juli soll der Zweckverband gegründet werden, der das Areal betreiben wird, berichtet Seitz. Mitglieder werden Mundelsheim, Besigheim, Neckarwestheim, Gemmrigheim, Walheim und Hessigheim sein. Ziel sei, bis Ende des Jahres mit dem Ankauf der Grundstücke zu beginnen. Das dürfte eine Herkulesaufgabe werden, muss man sich doch rund 100 Areale sichern. In dem Gewerbegebiet soll sich möglichst ein Unternehmen niederlassen.